Demokratisches Fundament für mein, Dein, unser Europa

Rund 60 Aussteller und mehr als 600 Besucher beim 12. Demokratietag in Mainz

Zum wiederholten Mal Gastgeber für den Demokratietag, ZDF auf dem Lerchenberg (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Zum wiederholten Mal Gastgeber für den Demokratietag, ZDF auf dem Lerchenberg (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Das Kasinogebäude des ZDF auf dem Mainzer Lerchenberg war am vergangenen Montagmorgen erfüllt von einem durchdringenden Stimmengewirr. Mehr als 600 Kinder und Jugendliche aus Schulklassen in ganz Rheinland-Pfalz, Lehrerinnen und Lehrer, Multiplikatoren sowie Tätige aus Schulen, Kommunen, Jugendarbeit, von Stiftungen und Vereinen waren angereist, um am 12. Demokratietag auf dem Mainzer Lerchenberg teilzunehmen. Auf die Besucher wartete ein vielfältiges Angebot von über 60 Ausstellern, die an ihren Infoständen ihre Arbeit, ihren ehrenamtlichen oder hauptberuflichen Einsatz vorstellten und die alle irgendwie für lebendige und aktive Demokratie standen. Dazu gehörten unter anderem Initiativen oder Projekte aus den Bereichen Politik, Kultur, Umwelt, Soziales, Sport und Bildung sowie zahlreiche andere Themen. Auch wir waren in diesem Jahr wieder mit dabei, um über unser Kernthema Antidiskriminierungsarbeit rund um den Profifußball zu informieren.

Volle Haus um die Bühne bei der Eröffnung (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Volle Haus um die Bühne bei der Eröffnung (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung war die Gründung eines Bündnisses mit dem Arbeitstitel „Demokratie gewinnt!“, bei dem  30 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern als Partner mitmischen. Die Initiative zu dieser zukunftweisenden Kooperation geht auf Ministerpräsidentin Malu Dreyer zurück. „Gemeinsames Bestreben der Partnerinnen und Partner ist es, junge Menschen frühzeitig an Demokratie, Beteiligung und freiwilliges Engagement heranzuführen. Das Bündnis will dazu beitragen, die Lern- und Lebensorte von Kindern und Jugendlichen demokratisch und partizipativ zu gestalten, damit sie von klein auf demokratische Haltungen und Kompetenzen erwerben können“, sagte die Ministerpräsidentin. Dabei baue man ein Netzwerk auf, das durch den Demokratietag in den letzten zwölf Jahren schrittweise gewachsen sei. Hierzu gehören neben mehreren Ministerien, dem Landtag, der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik, der Bertelsmann-Stiftung und dem Landesjugendring beispielsweise auch das ZDF, der SWR sowie RPR1./bigFM.

Unterzeichner bei "Demokratie gewinnt", (v.l.) Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Ministerin Anne Spiegel, ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Unterzeichner bei „Demokratie gewinnt“, (v.l.) Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Ministerin Anne Spiegel, ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Bei seiner Eröffnungsrede unterstrich ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey einmal mehr, dass Demokratie von unten wachsen müsse. In zahlreichen Initiativen und diese wiederum müssen und könnten unseren Staat prägen. Ohne Beteiligung einer breiten Basis ginge es nicht, auch wenn das  gelegentlich Konfrontation oder Krach bedeuten würde. Aber das müsse man dann aushalten. „Wir wollen junge Menschen für Politik begeistern und das heißt vor allem, sie überall dort konsequent zu beteiligen, wo es ihre Belange und Zukunftsfragen betrifft“, sagte auch Anne Spiegel, Ministerin für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz. Junge Menschen müssten umfassend in ihrer Eigenständigkeit und Kritikfähigkeit sowie in der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung gestärkt werden. Das sei der beste Schutz gegen Demokratiefeindlichkeit, betonte die Ministerin weiter. Es gehe auch darum, dass Kinder und Jugendliche verstehen, wie demokratische Entscheidungsprozesse theoretisch zustande kommen und um alles andere, was unsere Demokratie in der Praxis so wertvoll machte – die Toleranz und das Miteinander genauso wie die Diskussionskultur und das Erzielen von Kompromissen, betonte auch Bildungsministerin Stefanie Hubig.

Neue Initiative bei QueerNet, "Haus des Erinnerns" (Foto: Queer Devils)

Neue Initiative in Mainz, „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz“ (Foto: Queer Devils)

Schon im vergangen Jahr rückten die Veranstalter, vor dem Hintergrund eines europaweit aufkommenden Populismus, die Notwendigkeit eines geeinten Kontinents unter demokratischen Maximen in den Vordergrund. Mit dem diesjährigen Motto „Mein, Dein, unser Europa!?“sollte vor allem die Bemühungen um mehr Verständnis für die demokratischen Werte bei Kindern und Jugendlichen stärken und tiefer ins Bewusstsein rücken. Vor allem um sich den Herausforderungen an die Werte der Demokratie innerhalb Europas sich auch in Zukunft mit Nachhaltigkeit stellen zu können. Demokratie brauche überzeugte Demokraten. Dafür hätten auch schon die Kleinsten ein sehr gutes Gespür, meinte Hendrik Hering, Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, bei der Gründung des Bündnisses. Man könne nicht früh genug damit anfangen sich bewusst zu machen, dass Demokratie das Fundament ist für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit. Wenn die Demokraten heute schliefen, gäbe es sie vielleicht morgen schon nicht mehr. Demokratie heiße einmischen, mitmachen, „hier“ rufen.

Volle Säle auch bei den Diskussionsveranstaltungen (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Volles Haus auch bei vielen Veranstaltungen (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Eine Maxime, die ganz sicher auch für unsere LGBTI-Interessen gilt, für die wir nicht genug Werbung machen können und für die wir ein nachhaltigeres Bewusstsein schaffen können. Damit sich künftig in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen mehr junge Menschen einbringen. Vor allem immer dann, wenn es um Benachteiligung und Diskriminierung geht. Damit sich junge Menschen nicht in Unsicherheit, Rückzug oder Ängste flüchten, sondern aktiv ihr Lebensumfeld mitgestalten. Gegen alle Widerstände und Ressentiments. Diesen gesellschaftlichen Nährboden weiter zu bestellen, wird uns in den kommenden Jahren noch intensiv beschäftigen. Der Demokratietag lieferte dafür mitunter auch bereits einen Vorgeschmack.

Immer wieder suchten interessierte Besucher informative Gespräche (Foto: Queer Devils)

Immer wieder suchten interessierte Besucher informative Gespräche (Foto: Queer Devils)

Was in diesem Jahr an unserem Infostand besonders aufgefallen war, es gab häufige Nachfragen, inwieweit wir uns auch gegen Antisemitismus und Rassismus engagieren und inwiefern wir im Zuge unserer Antidiskriminierungsarbeit im Sport auch Workshops und Vorträge anbieten. Konkret liegen uns bereits zwei Anfragen von rheinland-pfälzischen Schulen für das Jahr 2018 vor. Eine Herausforderung, der wir uns ganz sicher in den kommenden Jahren stellen werden und die unsere erfolgreiche bisherige Arbeit einmal mehr deutlich unterstreicht. Was wir bisher im direkten Umfeld des Fußballs angeschoben haben, wird längst auch weit außerhalb des grünen Rasens wahrgenommen. In zahlreichen Bildungsbereichen wird das Thema „Homophobie im Sport“ auch abseits des Fußballstadions längst immer mal wieder aufgegriffen. Die Gespräche von interessierten Tagungsbesuchern haben deutlich gezeigt, dass hier ein hoher Bedarf an Unterstützung besteht. In pädagogischer und in didaktischer Hinsicht, aber auch im Zusammenhang mit bereits vollzogenen Erfahrungen, die man außerhalb des Themas natürlich kaum abrufen kann.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Gespräch mit Joachim Schulte (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Gespräch mit Joachim Schulte (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Eine Wahrnehmung, die sicher auch die Kolleginnen und Kollegen der Initiative SchLAu Rheinland-Pfalz teilen können. Deren ehrenamtliche Projekte bieten Bildungs- und Aufklärungsveranstaltungen zu sexueller Orientierung und geschlechtlicher Vielfalt für Schulen und andere Einrichtungen in allen Regionen des Landes an. Das queere Netzwerk „QueerNet Rheinland-Pfalz“ war beim Demokratietag natürlich auch mit einem großen Infostand vertreten, um neben den Bildungsinitiativen rund um SchLAu Rheinland-Pfalz auch über alle anderen Aktivitäten der queeren Gruppen im Bundesland zu informieren. Außerdem stellte Joachim Schulte als Vorsitzender des Vorstandes der neuen Stiftung „Haus des Erinnerns – `für Demokratie und Akzeptanz“, ein vielbeachtetes neues Projekt vor. Mit der neuen Begegnungsstätte, die sich auch als Ort der Begegnung und des Gedenkens versteht, sollen unter anderem Bestrebungen und Bewegungen, die sich für Demokratie und die Akzeptanz gesellschaftlicher Vielfalt einsetzen, dokumentiert werden. Insofern war dies am vergangenen Montag eine starke sichtbare Präsenz zu all unseren LGBTI-Anliegen auf Landesebene und auch Joachim Schulte, Frank Großpeter und Dorothee Gößwein hatten alle Hände voll zu tun, dem Informationsinteresse von Besuchern aller Altersgruppen Rechnung zu tragen.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Stand der Queer devils (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Stand der Queer Devils (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Überrascht hatte uns in diesem Jahr, dass mit unserer Präsenz sehr oft zunächst nur das FCK-Logo wahrgenommen wurde. Die aktuelle Situation beim 1.FCK beschäftigt die Menschen, das war deutlich zu spüren! Es gab viel Zuspruch, viele aufmunternde Worte, viele Bekenntnisse zum Traditionsclub aus der Pfalz. Auch viel Lob und Anerkennung für unser Engagement im Umfeld des 1.FC Kaiserslautern. Das attestierte uns auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die es sich nicht nehmen ließ, bei ihrem Rundgang über die Ausstellungsfläche des Demokratietages für einen kurzen Plaudermoment an unserem Infostand Halt zu machen. War sie doch erst zwei Tage zuvor bei der SPD-Regionalkonferenz Gast auf dem Betzenberg. Da stach am Ausstellungsstand mit der Nummer 12 das FCK-Club-Logo natürlich sofort auch ihr ins Auge. Auch sie würde aktuell mitleiden und drücke der Vereinsführung und der sportlichen Leitung ganz fest die Daumen.

Auch bei jungen Menschen, die Ministerpräsidentin beliebtes Selfie-Motiv (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Auch bei jungen Menschen, die Ministerpräsidentin beliebtes Selfie-Motiv (Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz)

Mit Interesse und Neugierde informierte sich die Ministerpräsidentin über auf unsere Aktivitäten und unsere Anliegen, für die sie uns anerkennendes Lob aussprach. Da sie den FCK, sofern es ihre Zeit zulässt, nach eigenem Bekunden auch medial verfolge, war es auch für die Ministerpräsidentin eine kleine Überraschung hier nun auf den Akteur zu treffen, der als FCK-Gesicht nicht unbekannt ist und zeigte sich erfreut darüber nun zu wissen, wer hinter der angemalten Fassade stecke. Beim nächsten Betze-Besuch, gerne dann mal im Original bei einem kühlen Bier, Frau Dreyer!

mg


Kommentare

Demokratisches Fundament für mein, Dein, unser Europa — Ein Kommentar

  1. Leider konnte ich nicht.Mei Humor hat doch gefääld.War’s Du eigentlich allein? Und die jungen Leute, die auf dem letzten Bild ein Selfie mit der Ministerpräsidentin machen, habe ich auf’m diesjährigen Open Ohr Festival kennengelernt.Die sind in der Landesschülervertretung engangiert.Richtig liebe Menschen.P.S.Wir schaffen’s noch.Wirst sehn.Gruss, Michael.

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