All Colors are Beautiful

Vernisage zur Ausstellung von Daniel Ferino in Worms

Für Daniel Ferino gilt, "All Colors are Beautiful" (©mg)

Für Daniel Ferino gilt, „All Colors are Beautiful“ (©mg)

Sichtlich beeindruckt zeigte sich am gestrigen Samstagabend Daniel Ferino vom Besucher-Zuspruch zu seiner ersten Graffiti-Ausstellung in der Fabrik Galerie Schauraum in Worms. Etwa 250 Gäste waren der Einladung des jungen Künstlers zur gestrigen Ausstellungseröffnung gefolgt. „Ich bin total geflasht, wenn ich sehe wie viele heute gekommen sind“. Ähnlich zufrieden zeigte sich auch Veranstalter Lars Diehmer, der verantwortliche Leiter der Galerie Schauraum. „Nachdem ich erstmals eines von Daniels Werken gesehen hatte, war die Entscheidung gemeinsam eine Ausstellung auf die Beine zu stellen, schnell getroffen“.

Einen Einblick in sein facettenreiches Schaffens-Repertoire will der 30-jährige werdende Vater mit den in Worms gezeigten Einzel-Werken geben. Noch bis heute Abend um 20 Uhr sind die kleinen und großen Graffiti-Bilder in der Zornstraße 11A zu sehen.

Zeigten sich "geflasht" und zufrieden, Veranstalter Lars Diehmer und Daniel Ferino... (©mg)

Zeigten sich „geflasht“ und zufrieden, Veranstalter Lars Diehmer und Daniel Ferino…
(©mg)

Graffiti hat sich längst in der Kunst etabliert und ist auch fester Bestandteil der Kunstforschung geworden. Doch auch wenn dem Thema Graffiti bis heute das Image der Schmiererei und des Vandalismus anhaftet, so darf man doch zu Recht von einer anerkannten Kunstrichtung sprechen. Immerhin datiert die Forschung Graffiti als gekratzte Inschriften im religiösen Kontext auf Felswänden in Gräbern, Tempeln oder auf Statuen bereits ins 3. Jahrtausend vor Christus im alten Ägypten. Selbst in der römischen Welt und den Folgeepochen anderer und unterschiedlichster Kulturkreise finden sich Graffiti bis ins 19. Jahrhundert in unterschiedlicher Ausprägung und geben Zeugnis zu den Lebensumständen oder den Alltag von Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft oder kultureller Zugehörigkeit. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts tauchen in Paris die ersten illegalen Graffiti auf, wie wir sie heute kennen und die hauptsächlich von Straßenjungen angebracht wurden. Zeitgenössische Darstellungen zeigen, wie diese sogenannten „Gamins“ Birnengraffiti malen. Eine populäre Karikatur-Form als Protest gegen den damaligen „Bürgerkönig“ Louis Philippe, bei der dessen birnenähnlicher Kopf überzogen portraitiert wurde.

...über den tollen Besuch von rund 250 Gästen (©mg)

…über den tollen Besuch von rund 250 Gästen (©mg)

Mit der Erfindung der Sprühdose und der technischen Möglichkeit Farbe in sehr kurzer Zeit auf einen Untergrund aufzutragen, bekommt die Graffiti-Kunst eine ganz neue Dimension, die bis heute anhält. Es entwickelte sich eine eigene Graffiti-Sprache, der sogenannte Graffiti-Jargon. Straßengangs begannen Markierungen zur Revier-Abgrenzung oder zum Austragen von Rivalitäten mit anderen Gruppen zu nutzen. Dieses Tagging und Writing ist bis heute beispielsweise auch Mittel in verschiedenen Szene-Genres. Beispielsweise bringen auch Ultra-Gruppen in der Fußballszene das Mittel zur Anwendung. Allerdings haben die Werke von Ferino damit nur wenig bis nichts zu tun. „Ich setze Auftragsarbeiten auf ortsgebundener Unterlage um oder kreiere eben Bilder, wie sie hier in der Ausstellung zu sehen sind“, so der Künstler zu seinem Tätigkeitsspektrum.

Dominieren in der Ausstellung. Action Heroes wie Captain America... (©mg)

Dominieren in der Ausstellung. Action Heroes wie Captain America… (©mg)

Die meisten Exponate waren gezielt für die Ausstellung entstanden. Auffällig in der Galerie, nicht wenige der Exponate thematisieren Action Heroes wie Captain America, Hulk, Iron Man, Batman, Spiderman oder Superman. „Das ist ein Thema was mich seit meiner Jugend beschäftigt. Heldenfiguren aus dem Comic-Genre. Die betonten Muskelkörper der Ausdruck von Kraft und Überlegenheit, das fasziniert mich. Die eleganten und akzentuierten Bewegungen in Bildern festzuhalten, das reizt mich“. Auf den Betrachter wirken in der Ausstellung aber auch künstlerisch in Szene gesetzte Sinnsprüche, Collagen, rein grafische Wall-Paints aber auch Portraits bekannter Persönlichkeiten. Das Spektrum ist ausgesprochen weit, auch was die Größendimensionen betrifft. Seit mehr als 16 Jahren arbeitet der ambitionierte Künstler nun bereits mit der Sprühdose. „Es wäre tatsächlich ein Traum irgendwann mal davon leben zu können“. Sicher ist diese Vision keineswegs Illusion, betrachtet man sich die Dokumentation einiger seiner bisherigen Auftragsarbeiten.

...oder Spiderman (©mg)

…oder Spiderman (©mg)

Längst hat man nämlich auch von Seiten der öffentlichen Hand erkannt, dass Graffiti auch eine Möglichkeit sein kann städtebaulich Akzente zu setzen oder architektonische Fehlleistungen zu korrigieren. Zumal die möglichen Techniken das Arbeiten auf nahezu jedem Untergrund zulassen. „Das macht das Ganze so vielseitig. Für meine Arbeit ist es nahezu unerheblich auf welchem Material ich arbeite und auftrage“, bestätigt der gebürtige Rheinhesse. Damit sind auch den Dimensionen für seine Werke wenige Grenzen gesetzt. Ob es gilt eine einzelne Badezimmerkachel mit einem bunten Nemo zu verschönern, einer Kühlschranktür das Label der Lieblingsmarke eines Whiskeys zu verpassen, die Front oder das Heck des eigenen Autos auf ein Garagentor zu illusionieren, oder auf einer Hauswand die schönsten Urlaubserinnerungen mit Sonnenuntergang in der Karibik zu verewigen, Ferino nimmt die Herausforderung an. Allerdings würde er nicht vorbehaltlos jedes Thema umsetzen. Eine deutliche Einschränkung oder Weigerung macht er bei Themen mit politischem Charakter oder wenn es um menschenverachtende Themen gehen würde. „Wünsche anhören und mit einem Auftraggeber die Machbarkeit diskutieren, ja. Aber solche Sachen sind für mich natürlich tabu!“

Aber auch Portraits gehören zum Repertoire (©mg)

Aber auch Portraits gehören zum Repertoire (©mg)

Mit der Ausstellung will sich der junge Künstler zunächst ein Sprungbrett schaffen seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. „Ohne die sozialen Netzwerke wäre ich heute natürlich noch gar nicht so weit. Aber so eine Ausstellung berührt natürlich auch ganz andere und vor allem neue Personengruppen. Hier in einer Galerie direkt Kontakt zu Kunstinteressierten zu unterhalten, das ist eine neue Erfahrung, die ich gerne mitnehme“, bekennt Ferino.

Vielen Fans des 1.FC Kaiserslautern dürfte Daniel Ferino durchaus ein Begriff sein. Seit rund 20 Jahren ist er leidenschaftlicher Anhänger des Pfälzer Traditionsclubs und aktives Mitglied der Fanszene. Nicht verwunderlich, dass einige seiner Werke auch seine Verbundenheit zum FCK widerspiegeln. So durfte er sich in der jüngeren Vergangenheit auch bei der Verschönerung des Outlet-Shops am 11-Freunde-Kreisel austoben.

Zuletzt erlebte Ferino nach eigenen Angaben einen kleinen Hype, als er in der letzten Saison zusammen mit dem aktuellen Kapitän Chris Löwe im Rahmen einer Bildreportage für das Stadion-Magazin ein Graffiti-Werk unter dem Motto „Der Betze rockt“ umsetzte. „Da hatte ich innerhalb kürzester Zeit mehr als achttausend Likes in den sozialen Netzwerken. Das war schon beeindruckend.“ Auch wenn rund um das Thema 1.FCK natürlich die Farbe Rot vorherrscht, so dominiert in seinen Ausstellungswerken dennoch eher die Farbe Blau. Absicht? „Dazu habe ich mir eigentlich noch keine Gedanken gemacht. Das geschieht bei meinen eigenen Werken eher intuitiv. Die Farbe Blau lässt sich mit allen anderen Grundfarben und Farbtönen eben am besten verbinden.“

Oder Writings mit Sinnsprüchen (©mg)

Oder Writings mit Sinnsprüchen (©mg)

Wer Daniel Ferino für eine Auftragsarbeit begeistern und gewinnen möchte kann gerne über seine Webseite Kontakt mit ihm aufnehmen. Mailadresse und Telefonnummern sind dort hinterlegt. Ob es denn ein Wunschobjekt gäbe, dem er gerne mal eine persönliche Note verleihen würde? „Ganz klar, das Fritz-Walter-Stadion (lacht). Allerdings ist das rechtlich nicht ganz so einfach. Der Verein ist ja nur Mieter. Das muss über die Stadiongesellschaft und damit die Stadt laufen. Der FCK hat mittlerweile die Freigabe für eine Teilfläche im Außenbereich der Westtribüne erteilt. Da muss nun noch eine Skizze bei der Stadt eingereicht werden. Umsetzung frühestens im Frühjahr 2016. Darüber hinaus gilt es immer auch die Rechtesituation des oder der Architekten nicht zu verletzen. Sowas bleibt einfach schwierig“. Bleibt zu hoffen, dass nach dem Überwinden aller bürokratischen Hürden, der nüchterne Sichtbeton der signifikanten Sportstätte irgendwann nicht nur in ideeller Hinsicht, sondern auch unter ästhetischen Aspekten mehr sprichwörtliche Strahlkraft erfährt. Nach den jüngsten Leistungen der Profikicker hoffentlich bald auch wieder in sportlicher Hinsicht. Der Fritz hätte sicher unter allen Aspekten Gefallen daran. Wetten?

©mg

Auch kleine Werke-Dimensionen kommen nicht zu kurz (©mg)

Auch kleine Werke-Dimensionen kommen nicht zu kurz (©mg)


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